Eine Informationsreihe des Böcksteiner Montanforschungszentrums Radhausberg
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Der
Schwerttanz war in früheren Jahrhunderten in besonderer Weise geeignet, das
Standesbewußtsein der Bergleute zum Ausdruck zu bringen. Zum einen war das Tragen von
Schwertern ein Privileg, das sonst keinem Berufsstand gewährt wurde. Dieses seit dem Jahr
1405 verbriefte Waffenrecht hatte seinen Ursprung in den realen Gefahren, denen die
Knappen bei ihren Bergmärschen zu den hochgelegenen Gruben ausgesetzt waren. Immerhin
waren früher Bären und Wölfe auch bei uns im Gasteinertal eine arge Landplage.
Zum anderen stärkte der Schwerttanz insoferne das bergmännische Standesbewußtsein, als einer der Ihren - und nicht etwa ein Vertreter der Staatsmacht, beispielsweise in der Person des Bergrichters oder Verwesers - emporgehoben" wurde, eine Handlung, der sicher ein ungeheuer großer Symbolcharakter zukam. Dem Schwerttanz geht immer ein bäuerliches Rüpelspiel voraus. Dies beweist, daß die Knappen bei uns keineswegs vermaßte Proletarier waren, sondern stets in den bäuerlichen Lebenskreis durch Nebenerwerbstätigkeiten eingebunden blieben - daher also das bäuerliche Milieu. Warum aber das Rüpelhafte, das Tölpische in diesem Vorspiel? Die Bergleute wollten zweifellos einen Kontrast erzeugen. Sie fühlten sich ja gegenüber den Nur-Bauern als die Eleganten, Fortschrittlichen, die gewandt genug waren, sogar einen stark stilisierten Tanz aufzuführen. Dieser Tanz wirkt natürlich umso eindrucksvoller, je plumper und derber das vorangehende bäuerliche Vorspiel ist. In gewissem Sinn war es somit eine freundschaftlich-milde Verulkung des Bauernstandes, gleichzeitig aber auch eine Ironisierung der eigenen bäuerlichen Herkunft. Der Schwerttanz wurde mit Sicherheit bereits im 15. und 16. Jahrhundert aufgeführt. Erste Details sind aus dem Jahr 1631 überliefert. Damals kam Herzog Albrecht von Bayern mit seiner Gemahlin nach Gastein. Ihm zu Ehren führten die Knappen in Hofgastein beim Gastwirt Caspar Rendl den Schwerttanz auf und erhielten dafür eine Belohnung von 10 Talern. In der Folgezeit wird der Schwerttanz immer wieder erwähnt, meist aber in Zusammenhang mit den sich regelmäßig anschließenden Raufhändeln, wodurch er schließlich in Mißkredit und in Vergessenheit gerät. In der allgemeinen Euphorie über die Tatsache der endgültigen Unterdenkmalschutzstellung und beabsichtigten Wiederinstandsetzung der historischen Montansiedlung Altböckstein ist im Jahre 1979 die Idee geboren worden, diesen Schwerttanz im Rahmen eines alljährlichen Volks- und Knappenfestes inmitten Altböckstein wieder aufzuführen, obwohl damals für die Tanzaufführung, sowie für das Vorspiel keinerlei Hinweise und Anhaltspunkte vorhanden waren. Man hat deshalb auf Anraten von OSTR. Prof. Herbert LAGER den Ebenseer Schwerttanz der Salzbergleute und Pfannhauser, der dort heute nicht mehr aufgeführt wird, nach Gastein verpflanzt und hier nach der aus dem Jahre 1937 stammenden Fassung von Dr. Hans COMMENDA unter Anleitung von Frau Prof. Ilka PETER mit 14 jungen und ambitionierten Böcksteinern, die teilweise der Knappenmusikkapelle angehören oder im Heilstollen beschäftigt sind, einstudiert. Die Verpflanzung bergmännischen Brauchtums in andere Gegenden ist infolge der Wanderung von Bergleuten speziell nach Betriebsstillegungen immer wieder vorgekommen und daher durchaus legitim. Um die Wiedereinführung des Gasteiner Schwerttanzes in dieser neuen Form und besonders auch um die erste Einkleidung der Tänzer hat sich Dir. H. VOLGGER, der damalige Leiter des Salzburger Bildungswerkes in Badgastein, besondere Verdienste erworben. Die BÖCKSTEINER SCHWERTTÄNZER jedoch haben sich schon 1979 zu einem eigenen Verein zusammengefunden. Ihnen gebührt für die seit damals alljährliche Veranstaltung des bereits zu einer neuen Taltradition gewordenen BÖCKSTEINER VOLKS- UND KNAPPENFESTES mit Feldmesse, Bergmannschaftsaufzug, der Aufführung des historischen Schwerttanzes u.a.m., kurz für die Wiederbelebung bergmännischen Brauchtums, unser aller Dank. Fritz GRUBER und Peter SIKA |
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