Eine Informationsreihe des Böcksteiner Montanforschungszentrums Radhausberg |
Die Golderz-Aufbereitung der Rathhausberger Gewerkschaft 1875-1907 Ergänzende Erläuterungen und Hinweise zu den Exponaten und Photos Teil 2
2 Jahre nach Einstellung des Bergbaubetriebes am Radhausberg durch die Finanzverwaltung des "k.k. Ärars" wurde 1866 von Privaten die "Rathhausberger Gewerkschaft" gegründet und auf 128 Anteilscheine (Kuxe, siehe dazu einen ausgestellten Kux-Schein im Original) geteilt. Der reguläre Bergbaubetrieb wurde im Jahre 1875 aufgenommen.
Die Aufbereitungsanlagen bestanden aus:
a) Steinbrechmaschine, b) die Pochwerke I, II und III (siehe Photos) mit je 15 Stempeln, c) Waschwerk I mit 4 Harzer Feinkornsetzmaschinen (siehe Photo), 3 Salzburger Stoßherden (siehe Photos) sowie Spitzkästen und Mehlrinnen, d) Waschwerk II mit 2 Harzer Feinkornsetzmaschinen, 6 Salzburger Stoßherde, eine Spitzlutte, 2 Spitzkästen und Schlammrinnen und eine e) Goldmühle.
Die Anlagen a) bis d) wurden im bzw. beim Hieronymus-Berghaus am Radhausberg in ca 1900 m Höhe errichtet (siehe Photos, die Ruinen zeigen den Stand 1937), die Goldmühle in Böckstein. Erze wurden nur in geringen Mengen im Hieronymus-Hauptstollen abgebaut. Überwiegend wurde alter Versatz und zuletzt nur mehr gekuttetes Haldenmaterial verarbeitet.
Das Erz wurde zunächst durch die Steinbrechmaschine zerkleinert und dann in den Pochwerken unter Wasserzusatz fein zerstampft. Durch ein feinkörniges Sieb (das sogenannte Senngitter) wurde dabei das feingepochte Erz als sogenannte "Trübe" aus dem Pochtrog, der sogenannten Gosse, ausgetragen.und dann in die Spitzkästen und Setzmaschinen zur Sortenbildung (Mittelkorn, Feinkorn, etc.) geleitet. Mit Hilfe von .Salzburger Stoßherden, welche übrigens in starker Anlehnung an die Konstruktionszeichnungen von J. Russegger 1841 realisiert wurden, erfolgte dann die Anreicherung zu Erzkonzentraten (Schliche). Die in den Waschwerken gewonnenen Schliche wurden mit dem bewährten mittelalterlichen Sackzugverfahren nach Böckstein verbracht.
Die Gesamterzeugung von 1878 bis 1905 betrug 461,6 kg Gold und 1135,6 kg Silber.Davon wurden 258,6 kg als Mühlgold durch die Amalgamation und 203 kg als Schlichgold durchVerhüttung in Freiberg in Sachsen gewonnen. Über die Produktion vor 1878 und nach 1905 liegen dzt. keine verbürgten Daten vor.
Damit hat die 1866 gegründete Rathhausberger Gewerkschaft mehr Gold produziert, als die Gewerkschaft Rathausberg unter Karl Imhof und die Gewerkschaft Radhausberg unter Leitung der Preussag zusammen. Der maximale Jahresertrag lag bei ca 40 kg Gold (Preuss AG: ca 60 kg).
Die Exponate zur Aufbereitung stammen aus dem Pochwerk III (Schabatte=Gußeisenplatte auf welche die gußeisernen Pochstempel fallen sowie Pochstempel, mehr oder weniger abgenützt) und dem Waschwerk I (hölzerne Walze aus dem Wellbaum des Salzburger Stoßherdes, Teile des Antriebsmechanismus für den Stoßherd, welcher die drehende Bewegung des Wellbaumes über die Walze in den horizontal wirkenden Antrieb des Herdes umsetzt, siehe Photos).
Die Vitrine enthält auch den Entwurf jenes äußerst schlüssig verfaßten Protokolls im Original, welches beim Gewerkentag der Rathhhausberger Gewerkschaft vom 28. Mai 1876 im Hause des I. Obmanns, des Gewerken Franz Gugenbichler, in Salzburg aufgenommen wurde. Die beiliegende Reinschrift ist zur Veröffentlichung vorgesehen (Protokoll des Gewerkentages).
15.1.1994/Leitner |
Wird noch illustriert. |
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