Eine Informationsreihe des Böcksteiner Montanforschungszentrums Radhausberg

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Knappen-Alltag im 16. Jahrhundert

 

Inhalt:

 

1. Kleidung, Schmuck, Hausrat

2. Essen und Trinken

3. Die Arbeitsbedingungen

4. Die allgemeinen Lebensumstände

 

1. Kleidung, Schmuck, Hausrat

 

Über Kleidung, Schmuck und Hausrat der Häuer, also der handarbeitenden bergmännischen Mittelschicht,  können aus den zahlreich überlieferten Nachlaß-Inventaren viele Details entnommen werden.. Die Häuer gehörten zwar nicht der Gewerkenschicht an, brachten es aber mit ihrer gehobenen Tätigkeit als eine Art „Arbeiterunternehmer“ zu einem gewissen Wohlstand. Der Marktwert des Nachlasses belief sich  im Durchschnitt auf 30 bis 40 Gulden, nach heutigem Kaufwert etwa um die 35 000,- Schilling. Von der sozialen Lage dieser Häuer - hier ohne Unterscheidung von etwas besser gestellten „Lehenhäuern“ und den „Gedingehäuern“ - soll nun im folgenden die Rede sein.

 

Zu den Gewändern gehörte natürlich in erster Linie die Arbeitskleidung. Bei den Hosen differenzierte man zwischen dem „geteilten Paar Hosen“ im modernen Sinne („hose“ bedeutet im heutigen Englischen bezeichnenderweise „Schlauch“!)und den später abgekommenen „zwei geteilten Strümpf und ein Gesäß“ - wobei die enganliegenden Strümpfe die volle Länge der Beine bedeckten, gewissermaßen  „Leggings“ für Männer. Über das zu den Strümpfe gehörige „Gesäß“ band man als Schutz gegen die Feuchtigkeit das unvermeidliche „Arschleder“, einen großen, annähernd dreieckigen ledernen Fleck. Den Oberkörper bedeckte eine „harbe“ oder „rupfene Pfaid“ - ein grobleinernes Hemd. Darüber trug man den Bergmannskittel, an den oben die „Gugel“, das war eine Art Kapuze, angenäht war. Hinzu kamen entweder die altmodischen „Bundschuhe“ oder die im modernen Stil „ausgeschnittenen Paar Schuhe“, aus derbem Rindsleder,  meist mit einer Sohle aus Holz. Übrigens schien man Schuhe sogar im Bergesinneren als entbehrlichen Luxus empfunden zu haben - jedenfalls werden beispielsweise im Schwazer Bergbuch die Stollenarbeiter als barfüßig dargestellt. Speziell für den Winter brauchte man ein Paar Fäustlinge, entweder aus Wolle oder aus Leinen. Bei der Begehung der Stollen stand eine sogenannte „Arm-Schiene“ in Benützung. Das war ein kurzes Brettchen mit einem darüber befestigten Holzgriff, mit dem man sich an der meist nassen Stollenwand abstützen konnte. Man muß bedenken, daß die Stollenwände nicht immer schön senkrecht standen, sondern oft „tonlägig“, also schiefstehend waren. In dieser Situation war bei der Fortbewegung ein ständiges Abstützen unvermeidlich. Für den Berggang verwendete man einen „Berg-Stab“ und einen „Berg-Sack“, aus dem sich der heutige Rucksack entwickelte. Wer sich`s leisten konnte, der trug bei kaltem Wetter noch einen weißen „Wetter-Mantel“.

 

Im Gegensatz zur nüchternen, zweckmäßigen Arbeitskleidung zeigt das in der stärker professionalisierten Schicht der Häuer regelmäßig vorhandene „schöne“ Gewand erwartungsgemäß ein buntes Bild - die schwarze Bergmannskleidung kam erst viel später, etwa in der zweiten Häfte des 18. Jahrhunderts, auf. Die Quellen des 16. Jahrhunderts nennen ein „plent“ oder „pernisch par hosen“, meist rot oder gelb, selten blau  und nur ganz vereinzelt grün. Rot scheint überhaupt die Lieblingsfarbe der  Feiertagskleidung gewesen zu sein. „Plent“ bedeutet übrigens „bunt“ - es gab demnach also auch mehrfärbige Hosen.  Was die zu den Hosen passenden Röcke betrifft, so galt ein roter „Münchner Waffenrock“ als besonders kleidsam,  aber auch die braunen „Braunauer Röcke“ standen hoch im Kurs. Daneben gab es noch Joppen aus den Materialien Satin, Atlas, Arras, Damast oder gar Seide, wobei man schwarz und rot, besonders aber goldfarbene oder leberfarbene Teile bevorzugte.  Die Röcke waren gelegentlich gefüttert oder gar mit „Fuchsrucken“ versehen und wurden von silbernen Schnallen zusammengehalten. Hüte standen nicht sehr in Mode, dafür aber die „pirett“, also die Barette, die entweder rot oder schwarz

Unser „Ötzi“, gefunden von Sepp Gfrerer: Kreuzjoch aus dem Jahre 1561 (3 Jahre nach Christoph Weitmosers Tod).

 

Ein Kreuzjoch ist die Kappe der ersten Stollenzimmerung mit einem Kreuz als Markscheidezeichen. Weitere Details zu diesem Kreuzjoch  finden Sie unter den Montanarchäologischen Raritäten (in Bearbeitung).                    

Miniatur aus dem Schwazer Bergbuch 1556.

 

„Joch und Stempel halten die Stollen frei. Die senkrechten bzw. leicht geneigten Stützhölzer sind die Stempel, das von  ihnen getragene querliegende Holz ist das Joch.“.

 

Zu beachten ist das rote Kreuz als Markscheidezeichen,entsprechend dem Radhausberger Kreuzjoch (dieses ist 6 Jahre jünger als das Schwazer Bergbuch).

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