Eine Informationsreihe des Böcksteiner Montanforschungszentrums Radhausberg

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Streitparteien mit ihren „Freunden und Helfern“ eine gegenseitige Ehrenerklärung abgaben und diese mit allen Details der vorangegangenen Streitigkeit ins Berggerichtsbuch eintragen  ließen. Auf diese Weise sind viele Schimpfwörter des 16. Jahrhunderts überliefert - eine wahre Fundgrube für Sprachforscher!

 

Zu den besonderen Vergnügungen gehörte ein Besuch der sauna-ähnlichen Dampfbäder, die es überall in großer Zahl gab. Im speziellen Fall von Badgastein übte natürlich auch das Thermalbad eine große Anziehungskraft aus, besonders auf junge Knappen. Sie scheinen sich um die hier weilenden alleinstehenden Damen durchaus mit Erfolg bemüht zu haben, galten sie doch als die Eleganten, die Gewandten und Welterfahrenen - die Bauernburschen mußten das Buhlen erst lernen, so jedenfalls heißt es im Gasteiner Bergreim. Daraus auch der vielsagende Ausspruch über die Berggesellen: „Wans Aine mit Irer Wurzl laben, alßdann thuen sye balt Khinder tragen.“. Daß es in geschlechtlichen Dingen im Gasteiner Bad zeitweise recht locker zuging, ist eine Tatsache.

 

Zu den Abwechslungen  vom Alltag zählte natürlich auch der Besuch der Heiligen Messe an Sonntagen. Man nahm, meistens im Rahmen der Bruderschaften, am kirchlichen Leben aktiven Anteil und trat bei Umzügen korporativ mit eigener Fahne in Erscheinung.  Diesbezüglich war der Höhepunkt im Jahreskreis immer der „Corpus-Christi“- Umzug (Fronleichnam). Hier herrschte eine zeremonielle Feierlichkeit, und jeder hatte, seinem Rang entsprechend, einen im vorhinein für ihn bestimmten Platz im Umzug. An der Spitze marschierten die Bergbeamten als die Vertreter der Staatsgewalt, gefolgt von den Gewerken, den Lehenhäuern und schließlich den Lohnarbeitern. Damit schön im Gleichschritt blieb, begleiteten Musiker mit Schwegelpfeifen und Trommeln den Zug. Da die Bergleute bei dieser Gelegenheit ihre Waffen mit sich führten, hegte man von seiten der Landesherrschaft gewisse Ängste. Es kam aber nie zu Ausschreitungen gegen die staatliche Ordnung,  zumal der anschließend im 

Übermaß genossene Wein ein koordiniertes Vorgehen ohnedies unmöglich  machte. Es endete normalerweise alles mit einem großen Besäufnis.

 

Ein weiterer Brauch war das Scheibenschießen. Hier galt eine alte Tradition, derzufolge die besten Schützen aus Gastein gegen die besten Schützen aus dem Mölltal, wo es ja auch Bergleute gab, antraten. Der Fürsterzbischof höchstpersönlich spendierte aus diesem Anlaß immer ein Faß Wein. Schließlich ist noch der Schwertertanz zu erwähnen, der symbolisch die Wehrhaftigkeit der Knappen zum Ausdruck brachte. Auch immer dann, wenn man ranghohe Gäste des Gasteiner Bades besonders ehren wollte, führte man diesen schweren, getretenen Tanz auf. In jüngster Zeit wurde diese Tradition wiederbelebt, und zwar im Rahmen der alljährlichen Böcksteiner Knappenfeste.

                                                                                             Prof. Mag. Dr. Fritz Gruber

 

Quelle: K..-H. Ludwig und F. Gruber: Gold- und Silberbergbau im Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit.  Das Salzburger Revier von Gastein und Rauris. Köln Wien  1987.