img0.gif (19770 Byte) Eine Informationsreihe des Böcksteiner Montanforschungszentrums Radhausberg
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Über Pochwerke auf dem Radhausberg und die Pochkornleitung nach Böckstein
Caspar M.B. SCHROLL
Königl. Baier. prov. Regierungsrat und Bergwerks-Direktor in Salzburg
Salzburg 1812 in der Mayr'schen Buchhandlung
Beiträge zur Kunst und Wirtschaft der Aufbereitung der Erze
Auszüge aus dem Kapitel: "Von Pochwerken"


§. 213.
Selbst in dem Falle, wenn ein von unsern Vorfahren erbautes Poch- und Waschwerk, besonders in Rücksicht der in neuen Zeiten hier und da wohl mehr als um die Hälfte gestiegenen Frachtlöhne, nicht am geeigneten Platze steht, darf man sich von dessen Übersetzung durch die hierauf erlaufenden Kosten, wenn diese anders mit der Ersparung der Transportkosten der Pochgänge im Verhältnisse stehen, nicht abschrecken lassen. So z.B. wurden erst vor wenigen Jahren die Pochwerke des Goldbergwerks in Gastein vom Fuße des Radhausberges auf diesen Berg selbst zunächst an die Grubengebäude, wiewohl mit einem Aufwand von mehreren tausend Gulden, übersetzt. Wegen zu wenigen Aufschlagwassers für ein großes Pochwerk mußten dort 23 kleinere am Abhang des Berges so erbaut werden, daß das Aufschlagewasser von einem auf das andere fällt. Und da bei diesem sehr hoch gelagerten Bergbaue das Wasser gewöhnlich schon im Monate September klein zu werden und zu gefrieren beginnt, sohin die in jedem Jahre in Eroberung kommende Pochgäng-Menge in Zeit von 18-20 Wochen aufbereitet werden muß (zu deren Aufbereitung ehedem am Fuße des Rathhausberges zu Böckstein eine Zeit von 30-32 Wochen zugebracht wurde), so war am Berge eine verhältnismäßig größere Pochanstalt, und zu Böckstein eine Vermehrung der Waschherde nötig. Über Winter konnte der Werksbetrieb auch am letzteren Orte, ungeachtet der ganz gemauerten Poch- und Waschhäuser, der Wassergefrierung wegen mit Vorteil nicht fortgesetzt werden.
§. 214.
Wenn zunächst bei den Grubengebäuden in Hinsicht auf Gewinnung des Bedarfs an Aufschlagewasser zwar die Pochwerke, nicht aber zugleich die Waschwerke mit Stoßherden, errichtet werden können, so mögen letztere in einem davon auch wohl ein Paar Stunden entfernten Orte, wo nämlich in Rücksicht auf die Aufschlagewasser und andere Umstände die beste Gelegenheit dazu sich darbietet, erbaut werden; nur muß der Standpunkt der Pochwerke den der Waschwerke zum Behufe der Mehlführung an Höhe beträchtlich übersteigen.
Die Pochwerke am Rathhausberge z.B. liegen von den Waschwerken zu Böckstein 2 gute Stunden entfernt. Die Leitung des Pochmehls geschieht vermittelst Brunnröhren, die 3 1/2 zöllig gebohrt sind. Bei ihrer allmählichen Abnützung von innen durch das stetige Reiben der gröberen Pochmehlteilchen werden sie umgewendet, d.i. der obere Teil nach unten gekehrt.Diese Umkehrung kann mit jeder Röhre 4 Male, nämlich auf 4 Seiten geschehen.
Um ein allfälliges Rinnendwerden einer Leitröhre zu rechter Zeit zu bemerken, und Abhilfe zu verschaffen, ist während des Pochwerks-Umtriebes ein eigener Rohrhüter angestellt, welcher täglich nach der Reihe der Leitröhren den Rathhausberg auf und ab zu gehen, und Nachsicht zu pflegen hat.
§. 215.
Damit die mit dem Pochwasser in die Leitröhren einströmende , zum Teil sich auch vom Wasser selbst entwickelnde Luft nicht etwa in gewissen Stellen sich anhäufe, einer starken Komprimierung unterliege, und Leitröhren sprenge, oder eine Stockung des Pochmehl-Abflusses, zumal der Neigungswinkel der gedachten Röhren nach Maßgabe des Bergabhangs an verschiedenen Stellen verschieden, folglich auch die Geschwindigkeit des Wasserlaufes bald größer bald geringer ist, veranlasse, wurden schon anfänglich in gewissen Distanzen von ungefähr 100 zu 100 Lachtern seiger stehende, 4-5 Fuß hohe, einzöllig gebohrte Luftröhren in die Leitröhren eingezapft, welche das Übermaß der Luft abzuführen dienen. Hält man die Hand über die Öffnung einer solchen Röhre, so fühlt man auch wirklich ein Ausströmen von Luft. An der Mündung der letzten Leitröhre ist ein Pfeifchen angebracht; sein sich gleichbleibender Ton bewährt Ordnung beim Einpochen und bei der ganzen Pochmehlleitung.
§. 216.
Dieses Projekt von Pochkorn-Leitung fand anfangs, wie dergleichen ungewöhnliche Dinge überall so manchen Widerspruch. Allein Unterstützung von oben (zur Zeitepoche, wo Carl E. Freyherr von Moll Kammer- und Bergwesens-Direktor war), und dann der gute Erfolg brachten die Zweifler bald zur Ruhe und zum Schweigen. Der jährliche Bedarf neu einzulegender Röhren ist jetzt unbeträchtlich und kleiner, als auf der andern Seite die Holzersparung durch die Kassierung des mit vielem Vorleg-Holze versehenen Weges betrug, welcher ehedem zu Herabziehung der Pochgänge im Winter (in Säcken von Zwillich mit untergelegten Schweinshäuten) zu unterhalten kam. Zudem gewinnt der Waldstand durch jeden beträchtlichen Grund, welcher vorher zu beiden Seiten des gedachten Weges ein Paar Klafter breit von Waldansatze immer rein gehalten werden mußte, damit zureichendes Schnee-Einfallen auf den Sackzug-Weg nicht gehindert wurde. Auch wird viel Brennholz durch die entbehrlich gewordene Heizung der großen Stube der Sackzieher von 40-50 Köpfen erspart.
Und wenn auch eine Leitröhre zuweilen rinnend wird, was jedoch der Rohrhüter bald bemerken kann, so bleibt das ausgeronnene Pochkorn am selben Platze, und kann sohin wieder gesammelt und gereinigt werden. Dieses Ausrinnen beträgt im Ganzen nicht einmal so viel, als sonst an Pochgängen dadurch verloren ging, daß öfter ein Sack zerriß, und mancher durch Zufall oder durch Unachtsamkeit eines Sackziehers aus der Wegbahn glitschte; wobei dann immer eine Zerstreuung von Pochgängen, in steilen Stellen mit Verluste verbunden, erfolgte.
§. 217.
Der Kosten des Sackzuges, der mit Einschlusse aller Nebenkosten, z.B. für Brennholz, Wegunterhaltung, in den letzten Jahren, wo des Jahrs 45-50000 Ctr. Pochgänge- und Scheide- oder Stuferzes verzogen wurden, jährlich im Durchschnitte reichlich 3000 Gulden betrug, vermöge der seither eingeschrittenen Teuerung aber sich heute wenigstens auf 4000 Gulden belaufen würde, wird nun größtenteils erspart. Denn die Unterhaltung dieser Pochmehlleitung, und die Pochgäng-Lieferung von der obersten Grube bis zum nächsten Pochhause kostet des Jahrs nur wenige 100 Gulden.
§. 218.
§. 219.
Im allgemeinen haben die Pochwerke oder Pochgezeuge mit schweren Pochstempeln vor den leichten, Erfahrungen gemäß, einen nicht geringen Vorzug. Jedoch findet man bei vielen Pochwerken auch da, wo die Festigkeit der Pochgänge in Absicht auf Schnellpochen allerdings schwere Poch-Eisen und Stempel erfordert, noch leichte im Gebrauche. In Sachsen hat man erstere schon lange, im Salzburgischen aber erst in neuerer Zeiten eingeführt. Die schweren Pocheisen wiegen bei uns 90-100, die leichten dagegen 40-50 Pfund. Die Pochstempel (Pocheisen-Schäfte) stehen in Hinsicht auf ihre Größe und Schwere mit dem Maße und der Schwere der Pocheisen im Verhältnisse. Pochstempel der ersten Art wiegen ungefähr 150 Pfund.
Sie werden bei uns, wo es an Eichenholz fehlt, von Lerchenholz auf Sägemühlen geschnitten, indem dieses Holz anderes von weicher Art an Eigenschwere und Dauer übertrifft. Die leichten Pochstempel werden gewöhnlich 5-6, die schweren aber 3 in einem Pochsatze; und Pochsätze der erstern Art 5-6, der letztern hingegen 3-5, nach Verhältnis des Aufschlagwassers, an eine Welle angebracht.
§. 220.
Mit schweren Pochstempeln kann man in gleicher Zeit im Vergleiche der leichten von gleicher Anzahl, unter übrigens denselben Umständen, mehr als um die Hälfte, auch wohl beinahe um 2/3 mehr aufpochen. In Böckstein z.B. gebrauchte man ehedem zur Aufbereitung einer Pochgäng-Quantität von 45-50000 Ctrn. des Jahres mit 110 Pochstempeln eine Zeit von 30-32 Wochen; seit der Errichtung der neuen Pochgezeuge am Rathhausberge aber kann eben diese Quantität mit 45 schweren Pochstempeln, im Falle stets hinreichenden Aufschlagewassers, in der Zeit von 18-20 Wochen aufgepocht werden.
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