img0.gif (19770 Byte) Eine Informationsreihe des Böcksteiner Montanforschungszentrums Radhausberg (MFZR)
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Gasteiner Goldbergbau und Umwelt
Gutachtliche Äußerung über die behelfsmäßige Reinigung der Abwässer der
Golderzaufbereitungsanlage im Nassfeld der Gewerkschaft Radhausberg

 

Dokument 8 aus Heft 13 der Böcksteiner Montana

Reichsanstalt für Wasser- und Luftgüte   Berlin-Dahlem, den 14.Juli 1943
Tageb.-Nr. A 2541 


An die
Gewerkschaft Radhausberg
Böckstein (Gau Salzburg)

Gutachtliche Äußerung
über die behelfsmäßige Reinigung
der Abwässer der Golderzaufbereitungsanlage im Nassfeld
der Gewerkschaft Radhausberg

Erstattet auf Veranlassung des Herrn Reichsstatthalters in Salzburg für die Gewerkschaft Radhausberg in Böckstein.

Die direkte Ableitung der bei der Schwimmaufbereitung goldführender Erze anfallenden Flotationstrübe in den Vorfluter (Siglitzbach, Einzugsgebiet: 8,5 km2) hat zu einer starken Verunreinigung des Nassfelder Baches (Einzugsgebiet:57,4 km2) geführt; die sich auch auf die Gasteiner Ache (Einzugsgebiet bei P.St. Sonnblickbrücke: 100.4 km2) übertragen hat. In der Hauptsache handelte es sich dabei um Trübungen, die durch das fein gemahlene taube Gestein hervorgerufen wurden und dem Wasser eine unansehnliche äußere Beschaffenheit erteilten sowie Ablagerungen an den Stellen mit schwacher Strömung bildeten. Die Verunreinigung durch gelöste Stoffe, insbesondere solche zersetzlicher Natur, kann demgegenüber als geringfügig und praktisch bedeutungslos bezeichnet werden. Die Belastung der Vorfluter mit Trübstoffen geht mit einiger Annäherung daraus hervor, daß s.Zt. der Tagesdurchsatz der Erzaufbereitungsanlage 25 t in 10 Stunden betrug, welche Menge –vermindert um die Konzentrate—mit den Abwässern wieder abfloß. Der Abwasseranfall betrug und beträgt auch heute 11 m3/Std.

Die seitens der Unterlieger, insbesondere der Gemeinde Badgastein, des Elektrizitätswerkes in Badgastein, der Fischereiberechtigten u.a., vorgebrachten Klagen und Beschwerden veranlaßten die Gewerkschaft Radhausberg, in einer Mulde westlich der Werksanlage einen Damm aus grobstückigem Ausbruchsmaterial aufzuschütten und die Flotationsabgänge mittels einer Pumpenanlage auf den Damm zu fördern und diesen als Filter zu benutzen. Im praktischen Betrieb hat sich das Verfahren nicht bewährt. Zwar wurde ein Teil der Feststoffe dabei zurückgehalten; die Hauptmenge gelangte aber nach wie vor mit den Abwässern in die Vorfluter. Hinzu kam, der Pumpenbetrieb infolge Fehlens ausreichender Ersatzteile für die Zentrifugalpumpe bei höheren Wasserständen in den Vorflutergewässern eingestellt wurde, um die Filterung der Flotationsabgänge wenigstens während der Niedrigwasserzeiten aufrecht erhalten zu können.

Da unter diesen Umständen die Klagen über die Verunreinigung der Vorfluter nicht verstummten, forderte der Reichsstatthalter in Salzburg die Gewerkschaft auf, die erforderlichen Maßnahmen zur Umstellung der Abwasserreinigung auf ein anderes Klärverfahren (Schleuderung) zu treffen und gleichzeitig ein Gutachten der Reichsanstalt über die Möglichkeiten einer behelfsmäßigen Reinigung der Abwässer beizubringen. Letzteres wurde mit Schreiben vom 9. April 1943 beantragt, wobei die Gewerkschaft bereits darauf hinweisen konnte, daß seit Februar d.Js. ein vereinfachtes Klärverfahren in Betrieb genommen worden sei, daß sich dem Augenschein sowie den Schwebestoffmessungen nach als zweckmäßig erwiesen hätte.

Bei den am 14. und 15. Mai durch den Beauftragten der Reichsanstalt, Prof. Dr. Meinck, vorgenommenen örtlichen Erhebungen konnten Prinzip und Wirkung des Verfahrens am praktischen Fall näher geprüft werden, Grundsätzlich handelt es sich dabei um eine mechanische Klärung der Abwässer, die sich auf dem Wege der Sedimentation vollzieht. Als Absetzanlage dient eine Halde, auf der die Flotationstrübe so aufgebracht wird, daß durch das abgelagerte Material der Haldenrand ständig erhöht und solcherart stets neuer Klärrraum geschaffen wird. Zu diesem Zweck läßt man den Trübestrom vom Haldenrand nach innen ablaufen und zieht dort das geklärte Abwasser von der Oberfläche des entstandenen Teiches mittels eines Überlaufrohres ab. Der Wasserspiegel des Teiches kann durch Aufsetzen eines Rohrendes auf den Überlauf nach Bedarf erhöht werden.

Diese durch ihre Einfachheit bestehende Lösung der Abwasserfrage ist in ihren Grundzügen richtig. Sie war in der geschilderten Form möglich, weil die Trübstoffe fast ausschließlich aus Quarzsand bestehen und das am Rande der Halde abgelagerte Material infolgedessen eine kompakte, feste Masse bildet. Durch das Verfahren wir d neben der Abwasserklärung auch die meist schwierige Frage der Unterbringung der Klärrückstände in befriedigender Weise geregelt. Freilich wird man die Halde bei ihrer derzeitigen geringen Ausdehnung noch nicht als endgültig befriedigende Kläranlage werten können, da der Klärteich bei insgesamt 35 x 15 = 525 m2 und sehr flach verlaufenden Rändern kein großes Fassungsvermögen besitzt.

Letzteres wird sich aber mit der Zeit bessern, da indem Maße, wie die Halde wächst auch der Klärteich an Ausdehnung und damit an nutzbarem Inhalt zunimmt. Als behelfsmäßige Anlage erfüllt jedenfalls die Halde heute schon ihren Zweck, wie wir bei der Besprechung der Untersuchungsergebnisse der entnommenen Abwasserproben noch sehen werden. Der endgültigen Anlage, die erstellt werden muß, wenn die Halde genügende noch angefüllt ist, kann das gleiche Verfahren in größerem Maßstabe zu Grund gelegt werden.

Die gute Wirkungsweise des Klärteiches ergibt sich bei der vergleichenden Gegenüberstellung der Analysebefunde der vom Zulauf und Ablauf der Halde entnommenen Proben (vgl. anliegende Zusammenstellung). Danach beurteilt ging im Klärteich der Schwebestoffgehalt des Abwassers von 225 000 mg/l auf 125 mg/l zurück, wobei gleichzeitig auch die starke Trübung verschwand und die Durchsichtigkeit (Snellensche Schriftprobe) auf 35 mm anstieg.

So befriedigend dieses Untersuchungsergebnis fürs Erste auch ist, so muß doch hervorgehoben werden, daß eine noch vollständigere Klärung technisch keine Schwierigkeiten bereitet, da –wie bereits erwähnt—tonige Trübstoffe nicht vorhanden sind, die Wirkungsweise der Anlage also nur vom Fassungsvermögen des Klärteiches abhängt.

In der vom Ablauf des Teiches entnommenen Probe hatte sich nach 4-stündigem Stehen 0.1 cm³/l Sediment gebildet. Nach einer Absetzzeit von 24 Stunden hatte sich die Sedimentmenge verdoppelt, und auch die Durchsichtigkeit war auf den doppelten Wert angestiegen. Darauf geht hervor, daß durch längeres Absetzen die Menge der Schwebestoffe noch wesentlich vermindert werden kann. Nach unserer Schätzung müßte zur Erzielung einer einwandfreien Klärung (Sedimentmenge unter 100 mg/l) die Aufenthaltszeit des Abwassers im Klärteich unter Berücksichtigung der durch Luftbewegung und Temperatureinflüsse verursachten Störung der Sedimentation im Großen mindestens zwei Tage betragen.

Zusammenfassung:

Der von der Gewerkschaft Radhausberg unternommene Versuch, die Flotationsabgänge der Erzaufbereitungsanlage im Nassfeld auf dem Wege der Sedimentation zu klären, hat zu einer befriedigenden Lösung der bisherigen Schwierigkeiten geführt. Die erstellten Anlagen sind für die behelfsmäßige Abwasserreinigung ausreichend. In größerem Maßstabe, ausgelegt ist das Verfahren auch für die endgültige Ausgestaltung der Abwasserkläranlage geeignet.

Andere Möglichkeiten der behelfsmäßigen Klärung, wie z.B. die Filtration in Trommelfiltern, Sedimentation in Aufladungsteichen usw. können, da die Frage bereits von der Gewerkschaft aus eigener Initiative gelöst ist, unberücksichtigt gelassen werden. Die Reinigungswirkung der Haldenklärung hätte ohnehin durch andere Verfahren kaum übertroffen werden können.

Der Präsident
i.V.
Unterschrift e.h. unleserlich
 Direktor

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Es fehlt noch die im Text erwähnte Zusammenstellung, und wird nach Vorliegen ergänzt.

2/99/Le

 

Zitat aus der Verhandlungsschrift Dokument  4:

".....Die Verunreinigung eines klaren Gebirgswassers durch Aufbereitungs- Abwässer und die befürchtete Schädigung der Fischerei durch die dauernde Flußtrübe mahnt im Interesse der Wasserwirtschaft und Landeskultur zu möglichster Vorsicht. Das Naßfeld ist aber uraltes Bergwerksgebiet, dessen Entwicklung nicht gehemmt werden kann. Unbedingt aber ist zu fordern, daß Schäden auf ein Mindestmaß herabgemindert werden.."

 

aufbereitungnaßf2 Kopie.jpg (26136 Byte)

Rechts vorne das Gebäude der Aufbereitungsanlage, weiter hinten in der Mitte des Bildes 2 gemauerte Knappenwohnhäuser. Ganz links in der Mitte befindet sich das Verwaltungsgebäude. Ein weiteres gemauertes Knappenwohnaus ist ganz rechts in der Mitte zu sehen.

aufbereitunggebäude.jpg (9937 Byte) Gebäude der Aufbereitungsanlage Teilansicht, Blickrichtung Süden

im Ausbau ......

(u.a. Einbindung einer alten Luftaufnahme - aus der auch die Lage der Klärteiche sehr schön ersichtlich ist - sobald die Freigabe des Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesens für Interneteinbindungen vorliegt).