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Eine Informationsreihe des Böcksteiner Montanforschungszentrums Radhausberg

Geschichte des Gasteiner Goldbergbaus

Der Bau des Paselstollens (Radhausbergunterbaustollen bzw. Heilstollen)

Jahresbericht über den Vortrieb des

Radhausberger Unterbaustollens

für das Jahr 1940

 

Am 10. Jänner wurden die Arbeiten beim neuen Stollen begonnen. Er mußte im steilen Gelände mitten im Hochwald im Hangschuttmaterial mit Getriebezimmerung in 1290 m Seehöhe angeschlagen werden. Für die spätere notwendige Ausbetonierung mußte der Stollen mit größerem Querschnitt (10.9 m2) bis zu Erreichung des Felsen aufgefahren werden. Die lichten Masse sind: Höhe 3.40 m, Sohlenbreite 3.40 m, und Firstbreite 3.0 m. Die Jahreszeit war einerseits für den Vortrieb günstig, andererseits nachteilig, da das Material zusammengefroren war, bzw das Einfrieren bis zu 20 m Stollenlänge anhielt. Das Material war vorherrschend grosstückig und blockig, sodaß viel mit Hand gebohrt und geschossen werden mußte. Andererseits wurden mehrmals sandig-tonige parallel zum Gelände einfallende Lagen durchfahren, die einen mehrmaligen Bergsturz bzw. ein mehrmaliges Abplaiken erkennen lassen. Nur diese Schichten waren etwas wasserführend. Das Ansteigen des Stollens wurdmit 5 Promille und das Streichen mit 330 Grad gewählt.

 

Während der Getriebezimmerung wurde bis zur Einarbeitung der Drittelführer vorerst 1/3 dann 2/3 und zuletzt 3/3 und wegen des großen Profils und der Gefährlichkeit nur in Regie mit kleinen Zuschlagsprämien gearbeitet.

 

Der Felsen wurde in der Sohle bei 34.5 m und in der Firste bei 40.5 m erreicht.

 

Von 41.5 m ab wurde der Stollen im Gestein mit um 80 cm höher verlegter Sohle und mit kleinerem Querschnitt (4.5 m2, Höhe 2.0 m ab Schienenoberkante, 2.20 m Breite und Wassersaige am linken Ulm, die 50 cm breit und 30 cm tief ist) weiter aufgefahren.

 

Ab 2. Mai, von 61.0 m Stollenlänge an, wurde der Vortrieb mit Wassersaige einschl. Förderung bis Berghalde, Gleislegen usw. im Gedinge vergeben.

 

Das Gestein war anfangs grobkristalliner, zerklüfteter Syenitgneis, dann schieferähnlicher Gneis, dann Grüngestein (quarzreicher Chloritschiefer?) dann wieder schieferähnlicher Gneis. Bis 482 m war das Gestein mehrmals von 1 m mächtigen Verwerfungsklüften gestört. Die Ausfüllung war chloritische und graphitische Schramm-Masse; das Streichen und Einfallen regellos und es konnte keine als Gangkluft gedeutet werden, obwohl die meisten wasserführend waren.

 

Im Jänner war der Betrieb 1/3 lich, ab 1.2. 2/3 lich, und ab 1.4. 3/3 lich. Bis 5.2. wurde mit Hand und von da ab mit maschinellem Pressluftbetrieb gearbeitet. Vorerst wurde der mit Rohöl angetriebene fahrbare Flottmann-Kompressor LW 32 mit 3 m3 Leistung, nach Schadhaftwerden desselben der fahrbare Demag-Rotationskompressor RC/050 an der Nassfelder Fahrstrasse aufgestellt und zwar deshalb so weit entfernt vom Stollen, weil kein geeigneter Transportweg zur Rohöllieferung vorhanden war.

Vom 2. Bis 14. Mai ruhte der Vortrieb wegen Mangel an Rohöl.

 

Nach Fertigstellung des Teilstückes vom Wirtszulehen in Böckstein bis zur Asten der Hochspannungsleitung Angertal-Nassfeld, konnte ab 1.7. der elektrische Betrieb aufgenommen werden. Unterhalb der Nassfelderstrasse waren inzwischen die beiden Flottmann-Kompressoren mit Motor und Riemenantrieb aufgestellt und die Kompresssor-Kühlwasserleitung vom Fallbach verlegt worden. Der Strom wurde vom Elektrizitätswerk der Gemeinde Badgastein bezogen.

Karl Tschocke

Karl ZSCHOCKE,  Betriebsleiter der Gewerkschaft Radhausberg und Verfasser dieses Berichts.

Photo: Mit freundlicher Genehmigung von Frau Roswitha Berger.

Mundloch Paselstollen

Das Mundloch des Heilstollens vor der Errichtung des Stollenkurhauses und Stollenbahnhofs.

Aufnahme: F. Scheminsky