Eine Informationsreihe des Böcksteiner Montanforschungszentrums Radhausberg

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burgischen Erzstift.
               
War das frühe 15. Jahrhundert durch Stagnation und sogar Verfall gekennzeichnet, so begann im letzten Drittel, unter der Herrschaft der Erzbischöfe Siegmund von Wolkersdorf, Bernhard von Rohr und Johann Peckenschlager ein bemerkenswerter Aufschwung. Daß der bereits zitierte Kommentarband der Agricola-Ausgabe anstelle der genannten Landeshern den später regierenden Leonhard von Keutschach unterschiebt, spricht nicht gerade für übergewissenhafte Recherche, ist aber auch weiter nicht tragisch. Was bedeuten schon Namen?  Wichtig ist, daß der Bergbau in dieser Zeit ein hohes technisches Niveau erreichte, sodaß in der Produktion sowohl quantitativ als auch qualitativ ein echter Fortschritt zu verzeichnen war. Ohne auf die manchmal recht verzwickten Fragen des technologischen Erstbelegs einzugehen, sei hier die Aussage darauf beschränkt, daß sich in Gastein/Rauris um die Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert folgende technische Neuerungen im Sinne einer breit wirksamen Innovation nachweisen lassen:
die wassergetriebenen Pochwerke,
das Drei-Phasen Schmelzen, wobei dem alten Verbleiungs- und Abtreibprozeß als Neuerung das Kupfersteinschmelzen vorangestellt wurde,
der Sackzug als revolutionierende Methode im hochalpinen Transportwesen,
und schließlich die Verwendung von spurnageltragenden Grubenhunten, die, und das ist die Neuerung, auf sogenannten „Gestängen" liefen, in denen man den Urtyp der modernen Eisenbahngeleise sehen kann.
Als bereits althergebrachte Technologien sind um 1500 die Erzmühlen einzustufen, deren Vorläufer als „molares lapides" schon im 12. Jahrhundert in den Steinbrüchen des bayrisch-salzburgischen Grenzgebietes arbeiteten. Ebenfalls alt ist die Anwendung der Amalgamationstechnik. In der Gasteiner „Pro-Iuribus" Ordnung von 1369 tritt „Mühlgold" stets in Konkurrenz uzum „Queckgold" auf. „Queckgold" ist natürlich das aus dem „Quecken", dem späteren „Anquicken", entstandene Gold.
Etwa zur Zeit der erwähnten technischen Neuerungen treten neben kleinbürgerlichen und bäuerlichen Gewerken erstmals auch große Monta
nunternehmer auf den Plan. Noch vor dem Jahr 1500 waren das die Augsburger Fugger, Melchior von Meckau als Bischof von Brixen, der Tiroler Anthoni von Roß und nach dessen unrühmlichen Ende die Kufsteiner Baumgartner. In den ersten zwei Dezennien des 16. Jahrhunderts vollzog sich nun insofernhe ein Wandel, als sich diese „ausländischen" Gewerken und Kapitalgeber sukzessive zurückzogen und einheimischen Unternehmern das Feld überließen. Es waren vornehmlich drei große Gewerkenfamilien, die zu den Aufsteigern gehörten: die Strasser, die Zott und die Weitmoser. 

Mit Blick auf Agricolas Beziehungen zu Gastein soll im folgenden quasi als Paradigma des montanistischen Erfolgs die Gewerkenfamilie der Weitmoser in den Mittelpunkt gerückt werden, wobei einige höchst staunenswerte Detailangaben im mehrfach zitierten Agricola-Kommentarband im Interesse der wissenschaftlichen Wahrheit unbeachtet bleiben müssen..

Die Herkunft der Familie liegt im dunklen. Dem Namen nach zu schließen stammen sie aus einer Gegend mit dem Namen „Weitmoos". Ein in diesem Sinn einschlägiger Flurname findet sich in Großarl, also im Nachbartal. Man kann daher mit Fug und Recht davon ausgehen, daß die Weitmoser nicht von fernher Zugezogene, sondern im Pongauer Bereich Beheimatete waren.  Genealogische Details würden hier zu weit führen, und so ist es gerechtfertigt, hier nur streiflichtartig das Wichtigste hervorzuheben. Unbestreitbar ist beispielsweise die Tatsache, daß die Weitmoser ursprünglich nicht dem Salzburger Landadel angehörten, sondern bäuerlicher Herkunft waren. So besaß ein Erasmus Weitmoser zwischen 1480 und 1497 ein kleines Gut in Gastein, nämlich das Neureit-Gut in der Ortschaft Gadaunern. Ebenfalls ein Erasmus Weitmoser, vielleicht identisch mit vorigem oder dessen Sohn, läßt sich 1502 als einer vonm 8 Lehenhäuern in der Grube „Unsere Frauen", die mit Abstand die größte im Erzwieser Revier war, nachweisen. Ein Jahr zuvor hatte er noch miteinem Partner namens Jörg Täubler zusammengearbeitet. Beide müssen eine besonders ergiebige Lagerstätte ausgebeutet haben, da sich eine zweite Lehenschaft abspalten ließ. Mit seinem Teil hatte Weitmoser wiederum Glück- das beweist schon sein außergewöhnlich guter Start. In zehn Mo

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