Eine Informationsreihe des Böcksteiner Montanforschungszentrums Radhausberg

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den hallden von Ärtzt aufgeschaiden oder aufgekutt wirdet, daz soll wie annder Ärtzt bei allen Grueben verfront werden, und geschicht nit an ursach...".

Nun wurde bereits in anderem Zusammenhang erwähnt, daß die Landesherrschaft unter Erzbischof Leonhard von Keutschach den Gewerken gegenüber eine durchwegs sehr nachgiebige Haltung einnahm. Gerade im Bereich der Frone, die ja nie starr gehandhabt wurde und einen entsprechenden Ermessensspielraum immer offen ließ, kam Erzbischof Leonhard von Keutschach den Gewerken einmal mehr entgegen und verzichtete freiwillig auf die Frone aus dem Haldenerz. Ganz anders wieder sein Nachfolger Kardinal Matthäus Lang. Er bestand darauf, daß auch alle jene Erze, die nur mit Hilfe des wirtschaftlich vertretbaren Aufwandes des Pochens zugute gebracht werden konnten, voll der Frone zu unterwerfen wären.

Im Herbst des Jahres 1524 spitzte sich die Situation zu und die Gewerken entsachlossen sich zu einem unerhörten Akt des Ungehorsams gegen die Landesherrschaft: Sie schütteten zwar von der gesamten Produktion, also auch von den umstrittenen gremsigen Brucherzen, jeden zehnten Kübel auf den der Frone vorbehaltenen Teil des jeweiligen Erzhofes, verhinderten dann aber den Abtransport des Erzes zur Fronhütte, sodaß diese ab den Wintermonaten des Jahres 1525 zum „Feiern" gezwungen war. Dies war de facto ein Fronstreik oder, nach moderner Terminologie, ein Steuerstreik, bei dem die Steuerbeträge auf einem für die Landesherrschaft unerreichbaren Sperrkonto liegen. Allein schon wegen dieser aktiven Verweigerungshandlung muß im Winter 1524/1525 das Verhältnis zwischen den Gewerken und dem auf seine autoritären Rechte pochenden Landesherrn ein äußerst gespanntes gewesen sein !

Auf den Verlauf des Bauernkrieges im Detail einzugehen, würde hier natürlich viel zu weit gehen. Daher nur kurz einige montangeschichtlich relevante Fakten:
Wie bereits erwähnt, initiierten und organisierten die Gewerken den Beginn des Aufstands und die ersten beiden Kriegsmonate. Die Bauern taten auf Drängen der Gewerken nolens volens mit. Die im Bergbau tätigen Lohnarbeiter und Lehenhäuer bekundeten keinerlei eigenständige politische Intentionen und blieben für die Gewerken eine stets disponible Größe. Von seiten der Gewerken verfolgte man grundsätzlich immer auch das Ziel, daß der Bergwerksbetrieb zumindest in einem ausreichenden Umfang aufrecht erhalten werden müßte, sodaß keine allzu großen Einbußen in der Produktion zu befürchten waren. Die Finanzierung der zur Belagerung des auf der Festung Hohen-Salzburg eingeschlossenen Landesherrn abkommandierten Bergknappen - sie erhielten pro Woche einen Gulden und somit den üblichen Häuerlohn - , erfolgte nur zum Teil aus den in der Streikperiode zurückbehaltenen und dann aber zugute gebrachten Fronerzen. Für den Rest der Kosten mußten die Gewerken durchaus auf eigene, private Finanzreserven zurückgreifen.

In der Pattsituation, die sich im Juni 1525 bei der Belagerung zwangsläufig ergeben mußte, entwickelten etliche der streitbaren Bauern eine gewisse Eigendynamik, die beim zweiten Aufstand im folgenden Jahr voll zum Tragen kommen sollte. Die Gewerken hingegen begannen bereits Ende Juni mit einer Rückzugsbewegung.  Martin Strasser verabschiedete sich nach Tirol, Martin Zott begab sich zu seinen Gruben bei Steinfeld im oberen Drautal. Nur Hans Weitmoser ließ sich bewegen, noch für weitere 14 Tage die Führerschaft zu behalten. Nach dem Waffenstillstandsvertrag von Ende August 1525 fanden sie sich dann wieder allesamt ein, und zwar auf der Seite des zuvor so verhaßten Kardinal Matthäus Langs. Auf seine Seite traten bemerkenswerter Weise auch ehemals aufständische Bergbeamte wie Caspar Praßler, Veit Seitlinger, Heinrich Kienhauser und Michael Gruber, der große Sieger des Schladminger Gemetzels, der nach einem mehrdeutigen Zwischenspiel in Tirol sowie im Dienste des Schwäbischen Bundes zu Michaelis 1526 das salzburgische Berggericht im Brixental und im folgenden Jahr zusätzlich das im Oberpinzgau erhielt.

Im zweiten Aufstand, 1526, der im wesentlichen einer der Pinzgauer Bauern

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