Eine Informationsreihe des Böcksteiner Montanforschungszentrums Radhausberg

| Nächste Seite | Vorige Seite | Home | Mail |

cola im Jahre 1526 auf seinem Rückweg aus Italien und nach dem Besuch der Villacher Bleibergwerke über einen der Rauriser Tauernpässe ins Rauriser Tal gelangte, muß doch bei näherer Analyse der Situation in Zweifel gezogen werden, vor allem die bei Wilsdorf genannte Goldzechscharte mit ihren 2800 Metern Seehöhe kommt am allerwenigsten in Frage. Hätte Agricola tatsächlich diese hochalpine Tour gewagt, so hätte er dort die typischen Berghäuser gesehen und sicher naturgetreu, möglichst auch mit den dazugehörigen Schneekrägen, zeichnen lassen. Dies ist aber nicht der Fall. Außerdem, und dies ist das Hauptargument gegen die Darstellung Wilsdorfs, erwähnt er in seinem Werk „De veteribus et novis metallis" den Lieser-Fluß in Oberkärnten, und zwar mit dem Hinweis, daß dieser Fluß Goldflitter zu Tale führe. Nun gehört die Tatsache, daß sich in der Lieser Seifengold erwaschen ließ, sicher nicht zu den besonderen und allgemein bekannten Auffälligkeiten seiner Zeit, zumal solche Goldwäschereien nachweislich an fast allen Flüssen und Bächen des Tauernbereichs vorhanden waren. Vielmehr ist doch damit zu rechnen, daß Agricola am Lieser-Fluß - und zufälliger Weise nur dort - einen Goldwäscher bei der Arbeit beobachtete. Dies setzt voraus, daß er eben nicht dem Mölltal, sondern dem Liesertal folgte, um über die Tauernkette nach Norden zu gelangen. Die letztere Route, durch das Liesertal, über den Katschberg und den Radstädter Tauern, bot sich im Jahre 1526 umso mehr an, als der Radstädter Tauern ja seit 1519 mit Wagen befahren werden konnte.

Bild 3

Der Weg führte Agricola weiter über Radstadt und Wagrain in das Salzachtal, von wo aus er einen Abstecher nach Gastein oder Rauris machte. Wahrscheinlicher ist Rauris, da die Gasteiner Klamm erst 1534 mit Wagen befahren werden konnte. Rauris hingegen war problemlos über den Ort Embach erreichbar, ohne vom Wagen auf Saumpferde umsteigen zu müssen. Ein weiteres Indiz zugunsten des Raurisertales ist dessen Nennung im „Bermannus", und zwar im Zusammenhang mit den chemischen Eigenschaften von Kiesen. Gastein, dessen Erze von im wesentlichen von gleicher Beschaffenheit waren, wird in diesem Zusammenhang nicht erwähnt.

Zu den auffallendsten Dingen, die Agricola in Rauris sehen konnte, gehörten zweifellos die aus grobem Leinen und Schweinshäuten gefertigten Säcke der Sackzieher. Da der Sackzug, der in Gastein-Rauris seit 1491 nachweisbar ist und hier seinen Ursprung gehabt haben dürfte, natürlich nur bei ausreichender Schneelage ausgeführt werden konnte, bleibt Agricola, dessen Rauriser Aufenthalt in die schneelose Zeit Anfang Oktober fiel, auf verbale Erklärungen angewiesen.
Korrekt ist denn auch die verbale Darstellung, nicht korrekt hingegen das zugehörige Bild, wo das Zugseil in 7 Teilstränge aufgespleißt erscheint, an deren jeweiligen Enden die Säcke hängen. An flachen Stellen wären die Säcke in dieser Anordnung wohl kaum von der Stelle zu rücken gewesen, an steilen Stellen wären sie unweigerlich ins Kollern geraten und hätten den armen Sackzieher erschlagen.
Noch ein weiteres Bild in „De re metallica" scheint - von der technikgeschichtlichen Idee her - von Gastein-Rauriser Provenienz zu sein.

Bild

Es geht um eine mechanische Werkzeugkombination an einer einzigen Wasserradwelle, welche die Idee der Transmissionsanlage vorwegnahm und die in der Übersetzung von 1557 als „gezeug" beschrieben ist, das zu „
ainer zeit das goldt ärtzt male, mit wäschen seubere und mit dem quäcksylber das goldt vermische." Eine solche kombiniert4e Maschine baute bereits im Jahr 1507 der Gasteiner Gewerke Augustin Kröpfl, der sich „unterstanden" hatte, mit nur „ainer arbait" göldisches Silber zu erzeugen.Die Verwendung des Wortes „unterstehen" verweist üblicherweise auf etwas Verbotenes, hier jedoch eher auf etwas Gewagtes, etwas Neues, im Sinne einer neuen technischen „Kunst". Es spricht alles dafür, daß in der Person des Augustin Kröpfl der Erfinder dieser Kombination einer Amalgamiermühle mit spezifischen Aufbereitungsanlagen zu sehen ist. Dem Agricola könnte Kröpfls Name

| nächste Seite | vorige Seite | Anfang | home |